Interview mit Hans Bienz, CC Chef Elite


Hans, du bist neu für die CC-Elite verantwortlich. Was bedeutet dies genau? Gibt es ein Pflichtenheft, eine Beschreibung dieser Aufgabe?

Ja, es ist richtig, ich habe die Funktion als "Verantwortlicher Elite" übernommen. Diese Position war bisher vakant. Innerhalb der Abteilung Sport unterstehe ich dem "Chef Sport" Jean-Michel Berkovits und bin verantwortlich für die Reiter des Elite-Kaders. In den letzten Wochen wurde ein detailliertes Pflichtenheft erstellt, wo genau alle Aufgaben beschrieben werden.

Wir würden dieses Pflichtenheft gerne hier veröffentlichen. Könntest du es uns zustellen, sobald es abgesegnet ist?

Das Pflichtenheft ist in Bearbeitung und noch nicht abgesegnet.


Was hat dich dazu bewogen, diesen Job zu übernehmen? Wechselst du langsam vom aktiven Reiter zum Funktionär? Oder hoffst du, bald deinen Sohn in der Elite betreuen zu können?

Ich bin sehr interessiert am CC-Sport und hoffe, die Idee der neuen Strukturen für positive Impulse zu verwenden. An der Karriere unseres Sohnes haben wir natürlich grosse Freude, aber vorerst reitet er noch bei den Junioren, später dann ev. bei den Jungen Reitern. Ein Familienmitglied im Kader zu haben bedeutet immer auch ein gewisses Konfliktpotential, aber darüber mache ich mir im Moment wirklich noch keine Sorgen.


Wie sieht der momentane Stand der Dinge in der Schweizer Elite aus? Wieviele Mitglieder zählen heute dazu und aufgrund welcher Kriterien?

Die Elite-Reiter werden von der SELKO (= Selektionskommission; Anm. d. Red.) bestimmt, wo ich im Moment als Reitervertreter und nächstes Jahr als "Chef Elite" vertreten bin. Neu werden "nur" noch die FEI-Kriterien zur Kaderbildung herangezogen. Am Reitertreff in Bern (25. November 2003, 19.00 h im Sitzungszimmer des SVPS) wird man erfahren, welche ca. 15 Reiter zur Elite gehören werden.


Was sind die kurz-, mittel-, und langfristigen Ziele des CC-Sports in der Schweiz?

Das Ziel der Abteilung Sport ist es, von der Basis bis an die Spitze vermehrt Reiter für unseren Sport zu gewinnen. Für den Elitebereich bedeutet dies, dass die Anzahl Starts in ***- und ****-Prüfungen erhöht werden soll. Mit den quantitativen Steigerungen erwarten wir auch vermehrt Resultate im ersten Drittel sowie Top Ten-Resultate. Für internationale Meisterschaften ist das Ziel, jeweils mit einer vollständigen Equipe teilnehmen zu können. Das kurzfristige Ziel für nächstes Jahr heisst: Olympische Spiele in Athen.


Mit welchen Mitteln / Vorgehensweisen sollen diese erreicht werden? Gibt's konkrete Pläne?

Die ganze Disziplin CC arbeitet intensiv daran, diese Ziele erreichen zu können.

Das bezweifelt kaum jemand. Aber wir möchten wissen, ob - und wenn ja, was für - Strategien, Konzepte und konkrete Massnahmen es gibt, um die angestrebten Ziele zu erreichen?

1. HPP (High Performance Program) mit Martin Plewa.
2. Verbreiterung der Basis, Motivation von geeigneten Reiterpaaren, vermehrte Starts an internationalen Prüfungen *- ***.
3. Beschickung von internationalen Meisterschaften mit kompletten Equipen.
4. Suche von privaten Sponsoren, da die Mittel des Verbandes nicht ausreichen.


Stimmt es, dass Vertragsverhandlungen mit Martin Plewa, dem früheren CC-Trainer der Deutschen, im Gang sind? - Falls ja, wurden die Elite-Reiter befragt dazu? Gab es Alternativen, die abgeklärt wurden, wie z.B. die langjährige französische Olympiareiterin Marie-Christine Duroy? Spricht Plewa französisch?

Gegenfrage: spricht Marie-Christine Duroy etwa deutsch? Oder glaubst Du man habe alle Fussballer gefragt, ob Köbi Kuhn der richtige Nationalcoach sei?

Die wesentlichen Fragen bleiben unbeantwortet, ausser man dürfe aus deiner Antwort schliessen, dass man keine Alternativen abgeklärt habe und die Reiter nicht um ihre Ansicht gefragt habe. Weiter könnte man aus deiner Beantwortung von Frage 7 schliessen, dass der Fall bereits klar ist und bereits ein Anstellungsverhältnis vorliegt, wenn du von 'unserem neuen Trainer Martin Plewa' sprichst. Das möchten wir aber im Klartext wissen. Also nochmals aufgegliedert in fünf klare Fragen:
- Sind Verhandlungen mit Martin Plewa im Gange?
- Wenn ja, wie weit sind sie gediehen und worin würde seine Aufgabe genau bestehen?
- Gab oder gibt es Alternativen zu Plewa, die geprüft wurden oder werden?
- Wurden die aktiven Elitereiter über das Vorhaben informiert?
- Wurden die aktiven Elitereiter um ihre Ansicht gefragt?

Das Engagement eines Trainers liegt im Zuständigkeitsbereich des High Performance Manager Marius Marro und des Chefs Sport Jean-Michel Berkovits, welche sich für Martin Plewa entschieden haben. Er wird zwei 4-tägige Trainings im IENA leiten, sowie unsere Reiter an ausgewählten internationalen Anlässen begleiten.


Wie werden diese Pläne finanziert?

Wir erachten die Idee des HPP (High Performance Program, leistungsorientierte Reiter) mit den Trainings im IENA Avenches mit unserem neuen Trainer Martin Plewa als entscheidend für ein Weiterkommen in unserem Sport. Deshalb liegt das Hauptmerkmal der finanziellen Unterstützung 2004 im Bereich dieser Trainings. Das Geld dazu erhalten wir vom SVPS, die Mittel sind aber äusserst limitiert und die Disziplin CC bemüht sich intensiv, weitere finanzielle Mittel zu beschaffen.


Wie sieht's eigentlich mit der Frage, ob die Disziplin CC olympisch bleibt oder nicht, aus? Gilt der aktuelle Stand in der FEI noch, wie wir ihn auf der SEC-Site im Frühling publiziert haben (siehe Newsfenster, Punkt 6 FEI-News)?

Die OS 2004 in Athen sind vorerst einmal wie ein Testlauf für die neue Art von Prüfung mit einem ****-Cross ohne Steeple und zwei Springen für die Einzelreiter. Vieles hängt wohl davon ab, wie erfolgreich diese Prüfung durchgeführt werden kann. International und national merke ich jedenfalls, dass viele Reiter grosses Interesse an der Qualifikation für die OS haben. Je grösser auch das Medieninteresse und der Publikumsaufmarsch sein wird (z.B. grosse SEC-Reise nach Athen???), desto eher sehen auch die Chancen für die Zukunft besser aus.


Nächstes Jahr finden in Athen die Olympischen Spiele statt. Sind bereits Schweizer Paare dafür qualifiziert? Gibt es Reiter bzw. Paare (wie z.B. die Neukombination Heinz Wehrli/Court Composer), die dieses Ziel anstreben, die erforderlichen Resultate aber noch in einer langen sowie einer Kurzprüfung (Dressur: <75 Pkte; Cross: <20 Pkte / <90 Sek. Überzeit; Springen: <16 Pkte) erbringen müssen?

Da wir uns nicht als Mannschaft qualifiziert haben, kann man sich als Schweizer Reiter erst am Ende der Qualifikationsphase am 1. Mai 2004 definitiv qualifizieren. Dabei gibt es drei Kriterien zu erfüllen:
1. Die FEI-Kriterien. Diese haben einige Schweizer Reiter bereits erfüllt.
2. Die Klassierung im Olympic Ranking, wobei max. 5 ***- Resultate zwischen 1.1.2003 und 1.5.2004 zählen, sowie
3. Die Vorgaben des Swiss Olympics, welches 2004 eine CIC ***-Prüfung unter 75 Punkten vorschreibt.


Wie sehen deine langfristigen Wünsche für die Zukunft im CC-Sport aus, in der Schweiz, aber auch weltweit?

Ich freue mich auf anspruchsvolle und faire Prüfungen mit gutem Zuschauerinteresse. Im Mittelpunkt stehen Reiter und Pferd und ich erhoffe mir, dass der frische Wind im Verband den Reitern optimale Voraussetzungen bietet um schöne Erfolge zu erreichen.

Hans Bienz, besten Dank für dieses Gespräch.

(Das Interview führte Tamara Acklin zwischen dem 11. und dem 24. November per e-Mail)